Der Traum des berühmten Kerpeners - Bundespräsident Dr. Joachim Gauck bei Kolping

02.05.2013 | "Kolping - eine Geschichte mit Zukunft" steht über dem Kolpingjahr 2013. In diesem Jahr feiert die Kolping-Gemeinschaft den 200. Geburtstag ihres Gründers Adolph Kolping. Aus diesem Anlass kam der Bundespräsident Dr. Joachim Gauck zu Kolping nach Köln. Im Anschluss an einem Besuch am Grabe Kolpings in der Minoritenkirche hielt er vor fast 1000 Zuhörern einen viel beachteten Vortrag zum Motto dieses Kolpingjahres.

Die Veranstaltung im Börsensaal der Internationalen Handelskammer in Köln im Rahmen der Kölner Gespräche beginnt mit einem kristallklaren Sopran, welcher Gänsehaut hervorvorrufend Stings Lied „Fields of Gold“ intoniert. Diese Stimme der Sängerin Sabrina Weckerlin ist ein Vorgeschmack auf das Musical Kolpings Traum, welches im Sommer dieses Jubiläumsjahres in Fulda und Wuppertal uraufgeführt wird. Sabrina Weckerlin wird darin keine unwesentliche Rolle spielen und zum Träumen animieren.

Dass Bundespräsident Joachim Gauck dem Kolpingwerk anlässlich des 200. Geburtstages der Verbandsgründerfigur Adolph Kolping die Ehre gibt, ist jedoch kein Traum. Leibhaftig tritt er auf die Bühne und spricht von einem Mann, der ein Vorbild für viele ist und dessen Geschichte als eine mit Zukunft postuliert wird. Was sagt denn der Bundespräsident dazu, dass Kolping eine Geschichte mit Zukunft sei? „Wenn man von ‚dem Kerpener‘ spricht, weiß ich, dass die meisten Menschen in Deutschland an den mehrfachen Formel-1-Weltmeister denken. Kerpen heißt aber nicht etwa ‚Schumacherstadt Kerpen‘, sondern ‚Kolpingstadt Kerpen‘“, sagt Bundespräsident Joachim Gauck zu Beginn seiner Ansprache. Und den Grund dafür verortet er recht bildlich in folgendem Unterschied zwischen Michael Schumacher und Adolph Kolping: „Bei dem einen rührte der Ruhm daher, dass er Meister darin war, auf einer vorgegebenen Strecke immer im Kreis zu fahren. Bei dem anderen ging es gerade darum, Menschen zu helfen, aus dem Kreislauf ihres Lebens auszubrechen – und dieses ruhig auch einmal langsam.“ Menschen zu helfen, das in ihnen steckende Potential zu entdecken, sei Adolph Kolpings Programm gewesen, so Gauck. Ein hoch aktueller Typ Mensch aufgrund der Kombination aus Glauben, Medientätigkeit und seinen praktischen Bemühungen, gegen die Nöte der Zeit anzugehen. Nie habe er den Kontakt zu den Menschen in der Wirklichkeit verloren, immer habe er den Einzelnen im Blick gehabt sowie große Stücke auf die Familie gesetzt. „Ein besonderer Mann, ein überzeugter Christ und ein großer Deutscher ist es, an den wir heute erinnern“, beschreibt der Bundespräsident die Gründerfigur des Kolpingwerkes. „Diese Kombination aus tiefem Glauben, dem Menschen zugewandter Medientätigkeit und praktischen Antworten auf die Nöte der Zeit – diese Kombination vor allem ist es, die Adolph Kolping hoch aktuell sein lässt.“ Mit Herz und Verstand habe Kolping agiert und habe aus dem Geiste des Evangeliums und der Nächstenliebe Politik und Gesellschaft mitgestaltet. „Die Christliche Soziallehre mit ihren gesellschaftlich so einflussreichen und wohltuenden Folgen hätte es so nicht gegeben ohne die praktische Leidenschaft, den christlichen Glauben und den politischen Mut Adolph Kolpings“, schließt Gauck. Kolping sei ein Mensch gewesen, von dem man lernen könne – eine Geschichte mit Zukunft.

Alles also kein Traum? Sabrina Weckerlin greift wieder zum Mikrophon und intoniert einen weiteren Song, dessen Refrain im Ohr bleibt: „Bitte hör nicht auf zu träumen von einer besseren Welt. Fang an sie aufzuräumen, bau sie auf, wie sie dir gefällt!“ Träume haben, sie in die Praxis umsetzen und andere dabei mit zunehmen – so wirkt und motiviert Kolping an diesem Nachmittag bei den Kölner Gesprächen.

(ally)