Erfolgreiches Wirken für lernbeeinträchtigte Schüler gewürdigt - Adolph-Kolping-Berufsschule für West-Oberfranken feiert Jubiläum

20.06.2012 | Bamberg - Auf ein nunmehr 20 Jahre andauerndes „erfolgreiches“ Wirken darf die Adolph-Kolping-Berufsschule (AKBS) in Bamberg zurückblicken. Bei einer Feierstunde würdigten dies sowohl Vertreter der Regierung von Oberfranken, der Stadt Bamberg wie auch der Kolping-Schulwerk-gGmbH. Die Abteilungsleiterin der Regierung, Luzia Scherr, unterstrich ausdrücklich die Bedeutung der Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung: „Wir brauchen diese „Biotope“ auch in Zukunft als besondere Arbeits- und Lebensräume.“ Die AKBS leiste Inklusion in die Gesellschaft auf höchstem Niveau. „Die Schüler sehen hier, dass sie gebraucht werden und dass sie wertvoll sind.“ Die Schule sei durch eine Regelberufsschule nicht zu ersetzen. Beide Schultypen ergänzten sich.

Zu Beginn der 90er Jahre hatte es in Westoberfranken, den Städten und Landkreisen Bamberg, Forchheim, Lichtenfels und Coburg, eine „Unterversorgung“ mit Sonderberufsschulen für Lernbehinderte gegeben. Die Regierung von Oberfranken fand im Bamberger Kolping-Bildungswerk den Partner um die AKBS zu errichten. Wolfram Kohler, Geschäftsführer des Kolping-Schulwerks, erinnerte an den oft mühsamen Weg der Bildungsstätte. Erst dank einer „konzertierten Aktion“ von Regierung, Kolping, Erzbistum Bamberg und später auch des Bezirks Oberfranken konnten finanzielle Mittel bereitgestellt werden. Die ersten zwei Klassen in den Berufsfeldern Metall/Farbe und Ernährung/Textil starteten im Schuljahr 1991/92 mit je 15 Schülern in einem Gebäude des Karmelitenordens.

Seit 2003 stehen die Schulgebäude an der Hartmannstraße und der Kloster-Langheim-Straße zur Verfügung. Dort werden inzwischen 469 Schüler von 50 Lehrkräften in 11 Fachbereichen unterrichtet und gefördert. Kohler wies auf die Besonderheiten der Einrichtung hin: „Wir wollen unsere lernbeeinträchtigten Schüler verstehen, begleiten, fördern und bilden.“ Defizite müssten aufgearbeitet und Stärken gefördert werden, so dass die Jugendlichen den Arbeitsalltag bewältigen, aber auch andere Probleme selbst in die Hand nehmen können. An der AKBS können sie fehlende Schulabschlüsse nachholen und Schlüsselqualifikationen für bestimmte Berufsfelder erwerben um sie anschließend in einer Berufsausbildung erfolgreich anzuwenden. Die Quote erfolgreicher Berufsabschlüsse lag, so Kohler, im letzten Schuljahr bei 92,8 Prozent.

„Wir mussten uns unseren Namen erst erarbeiten“, wies Kohler auf anfängliche Schwierigkeiten hin. Umso mehr galt sein Dank denjenigen, die Unterstützung geleistet haben, den Netzwerkpartnern der Schule, den Vorsitzenden des Kolping-Bildungswerks Prof. Eduard Gabele und seit 1992 Prof. Manfred Haidl sowie Gründungsrektor Horst Wild und seinen Nachfolgern. Auch die fünf oberfränkischen Berufsschulen zur sonderpädagogischen Förderung stellen sich den steigenden und sich verändernden Anforderungen der Wirtschaft. Dies unterstrich Luzia Scherr. Sie wies auf die besondere Unterstützung hin, derer Schüler mit Handicaps bedürfen. Es sei notwendig, manchem Schüler nochmals Steine aus dem Weg zu räumen und so die Voraussetzung zu schaffen, dass er sich beruflich und sozial integrieren und auch in finanzieller Hinsicht unabhängig werden kann. Scherr wünschte der Schule die notwendige Innovationskraft für die Zukunft und appellierte an die Ausbildungsbetriebe, die Leistungen der Schule auch in Zukunft anzuerkennen.
Stadtrat Helmut Müller, der den Bamberger Oberbürgermeister vertrat, unterstrich das „Recht auf eine gute Ausbildung“, das jedem Schüler zustehe und das ihm eine vollwertige Teilnahme am Berufsleben ermögliche. Die AKBS sei ein „wichtiger Baustein“ in der Bamberger Schullandschaft.

Über 100 junge Menschen befinden sich zurzeit in einem Berufsvorbereitungsjahr an der AKBS, 200 sind in einer Voll- oder Werkerausbildung. Schulleiter Andreas Pump wies noch einmal auf die besondere Förderung der Schüler durch die Lehrkräfte hin. Auch stehe schon seit 13 Jahren ein Sozialpädagoge zur Verfügung. „Die Schüler haben ein Anrecht zu voll-wertigen Mitgliedern unserer Leistungsgesellschaft zu werden“, stellte er heraus. Die Wirtschaft habe den lernbeeinträchtigten Schülern gegenüber eine soziale Verantwortung. Die AKBS habe vielen dieser Schüler eine Tür in die Arbeitswelt geöffnet, sagte Pump. Die Wünsche der jungen Menschen klangen auch in einem Lied an, das die Lehrer-/Schülerband vortrug, wo es u.a. hieß: “…wir brauchen keine Traumfabrik…“, aber auch: „Bitte versuch´s mit uns!“
An die Veranstaltung schloss sich ein „Tag der offenen Tür“ an, bei dem sich Eltern und zu-künftige Schüler über die Fachbereiche informieren konnten.

Christiane Dillig