Kolping-Gedenktag mit Barbara Stamm in Schweinfurt

18.11.2011 | Schweinfurt - Das Kolpingwerk zu unterstützen, ist Landtagspräsidentin Barbara Stamm seit vielen Jahren eine Herzensangelegenheit. Beim Kolping-Gedenktag von Kolping-Mainfranken am 17. November im Kolping-Bildungszentrum Schweinfurt brachte die CSU-Politikerin neuerlich zum Ausdruck, wie wichtig ihr die Arbeit der haupt- und ehrenamtlichen Kolping-Mitarbeiter ist: „Sie sind unverzichtbar für den Staat und für unsere Gesellschaft!“ Setzt doch das Kolpingwerk ein deutliches Signal gegen die schleichende gesellschaftliche Entsolidarisierung.
Landtagspräsidentin Barbara Stamm freut sich über den selbstgemachten Engel.

Die insgesamt guten Daten von Wirtschaft und Arbeitsmarkt, die aktuell verkündet werden, dürfen laut Stamm nicht darüber hinwegtäuschen, dass es nach wie vor eine Unterschicht gibt: „Deren Ausbreitung der Sozialstaat nicht verhindern konnte.“ Gerade jene, die nicht von guten wirtschaftlichen Entwicklungen profitieren, hätten ein „Recht auf Bildung“, damit sie ihr Leben in der komplexen Gesellschaft bewältigen können. Dass ein erfahrener und erfolgreicher Bildungsträger wie Kolping Mainfranken derzeit aufgrund öffentlicher Ausschreibungen durch Billiganbieter ausgebootet wird, ist für Stamm völlig unverständlich: „Was da momentan läuft, das kann ich nicht mehr nachvollziehen.“

Scharf prangerte die Politikerin schließlich den unübersehbaren Trend hin zu persönlichem Komfort und Luxus zulasten der Mitmenschlichkeit an. „Das soziale Klima in einem Land bemisst sich nicht in erster Linie nach dem Sozialhaushalt, sondern nach dem mitmenschlichen Engagement seiner Bürgerinnen und Bürger“, betonte die ehemalige Sozialministerin. In ihrer Rede nahm sie auch Kolleginnen und Kollegen von kritischen Bemerkungen nicht aus: „Wenn wir in Sonntagreden sagen, es darf niemand auf der Strecke bleiben, bedeutet dies einen riesengroßen Auftrag.“ Der sei offensichtlich nicht in einem freien Markt, sondern nur in einer sozialen Marktwirtschaft zu erfüllen.

Auch für Axel Möller, Geschäftsführer von Kolping Mainfranken, ist eine Wende weg von neoliberalem Gedankengut längst überfällig. Denn die immer deutlicher zutage tretenden Widersprüche drohten die Gesellschaft zu zerreißen. So werde unermüdlich verkündet, dass die Produktion in Deutschland auf Hochtouren läuft: „Gleichzeitig können 22 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmer nicht mehr von ihrem Lohn leben.“ In dieser Zeit stelle sich die Frage, was Adolph Kolping angesichts der gesellschaftlichen Spannungen und Nöte wohl gesagt und getan hätte: „Er würde sicher nicht jammern, aber die Missstände anprangern und deutlich Stellung beziehen.“

Poesie und Prosa mit fränkischer Melodik präsentierte zum Abschluss des Kolping-Gedenktags Hans Driesel, Betreiber der Schweinfurter Kleinkunstbühne Schrotturmkeller. „Die Menschen sind gut, nur die Leute sind schlecht“, hieß das augenzwinkernde Programm des Literaturfans, in dem er Kurt Tucholsky, Bert Brecht, Johann Wolfgang von Goethe, Wilhelm Busch und Abraham a Santa Clara zu Wort kommen ließ.

 

Ines Keßler