Dorothee Bär tritt beim Kolping-Forum für eine bunte Familienlandschaft ein - „Bindung kann nicht nachgeholt werden“
Das Thema „Familie“ liegt der Bundestagsabgeordneten aus dem Landkreis Haßberge seit langem am Herzen. Leidenschaftlich tritt sie dafür ein, dass Familien ihr Leben so gestalten können, wie sie es für am besten halten. Das bedeutet den Ausbau von Krippenplätzen. Und das bedeutet für Bär die Einführung eines Betreuungsgelds. Dass sie für diese derzeit viel geschmähte, symbolische Anerkennung für die Kindererziehung in der Familie eintritt, beschert ihr viel Ärger. Aus Überzeugung kämpft Bär weiter: „Kinder brauchen in den ersten Jahren eine feste Bezugsperson. Sie brauchen vor allem Bindung, nicht Bildung. Mangelnde Bindung lässt sich später nicht mehr nachholen. Versäumte Bildung schon.“
Die wiederholt veröffentlichten Umfrageergebnisse gegen das als „Herdprämie“ diskreditierte Betreuungsgeld spiegeln nach Bärs Beobachtung nicht das wider, was Eltern insgeheim wünschen: „Das ist die veröffentlichte, nicht die öffentliche Meinung.“ Dass sich zu wenige Väter und Mütter öffentlich zu einer Kindererziehung in den ersten drei Lebensjahren in der eigenen Familie bekennen, liegt laut der familienpolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am gesellschaftlichen Druck. Familienmodelle, die nicht auf eine möglichst frühe Fremdbetreuung abheben, seien nicht mehr en vogue. Eltern, die sich hierfür entscheiden, müssten sich ständig rechtfertigen.
Erschreckend sei, welches Bild von Vätern und Müttern in Deutschland kolportiert wird, kritisierte Bär: „Man stellt sie unter Generalverdacht.“ So werde als Argument gegen ein Betreuungsgeld immer wieder ins Feld geführt, dass Eltern dieses Geld in Alkohol, Zigaretten oder Flachbildschirme investieren könnten. Dies zeugt nach Ansicht der christlich-sozialen Politikerin von einem fatalen gesellschaftlichen Klima. Bisweilen komme sogar der Verdacht auf, dass Krippen vor allem deshalb eingerichtet werden, um Kinder vor ihren Eltern zu schützen. Geschürt werde schließlich unter Eltern die Angst, dass ihr Kind später Bildungsnachteile hat, wird es nicht früh schon in Krippen erzogen.
Für die langjährig in der CSU aktive Politologin, die selbst zwei Töchter hat, ist besonders „erschreckend“, wie gering der Kinderwunsch in Deutschland ist. Dass laut einer Umfrage 17 Prozent der potenziellen Väter und Mütter glauben, ein Leben ohne Kinder wäre für sie besser als eine Familie, wurde denn auch am Ende des Vortrags im Kolping-Forum von den Teilnehmern der Veranstaltung lebhaft diskutiert.