Dorothee Bär tritt beim Kolping-Forum für eine bunte Familienlandschaft ein - „Bindung kann nicht nachgeholt werden“

17.11.2011 | Würzburg - Da ist die Geschäftsfrau, die ihre Firma nicht lange im Stich lassen kann. Und darum bald nach der Geburt ihres Kindes Unterstützung bei dessen Betreuung benötigt. Da ist die Alleinerziehende, deren Eltern weit weg wohnen. Und da sind die Mütter, die Väter, die möglichst viel von ihrem Kind haben wollen. Und es darum in den ersten Lebensjahren selbst betreuen. „Wir sagen immer, Deutschland sei bunt. Warum soll dies nicht für Familien gelten?“, fragte die CSU-Politikerin Dorothee Bär beim Kolping-Forum im Kolping-Center-Mainfranken.
Beim Kolping-Forum trat Dorothee Bär dafür ein, „Familie“ in all ihrer Vielfältigkeit in Deutschland zu ihrem Recht kommen zu lassen.

Das Thema „Familie“ liegt der Bundestagsabgeordneten aus dem Landkreis Haßberge seit langem am Herzen. Leidenschaftlich tritt sie dafür ein, dass Familien ihr Leben so gestalten können, wie sie es für am besten halten. Das bedeutet den Ausbau von Krippenplätzen. Und das bedeutet für Bär die Einführung eines Betreuungsgelds. Dass sie für diese derzeit viel geschmähte, symbolische Anerkennung für die Kindererziehung in der Familie eintritt, beschert ihr viel Ärger. Aus Überzeugung kämpft Bär weiter: „Kinder brauchen in den ersten Jahren eine feste Bezugsperson. Sie brauchen vor allem Bindung, nicht Bildung. Mangelnde Bindung lässt sich später nicht mehr nachholen. Versäumte Bildung schon.“
Die wiederholt veröffentlichten Umfrageergebnisse gegen das als „Herdprämie“ diskreditierte Betreuungsgeld spiegeln nach Bärs Beobachtung nicht das wider, was Eltern insgeheim wünschen: „Das ist die veröffentlichte, nicht die öffentliche Meinung.“ Dass sich zu wenige Väter und Mütter öffentlich zu einer Kindererziehung in den ersten drei Lebensjahren in der eigenen Familie bekennen, liegt laut der familienpolitischen Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion am gesellschaftlichen Druck. Familienmodelle, die nicht auf eine möglichst frühe Fremdbetreuung abheben, seien nicht mehr en vogue. Eltern, die sich hierfür entscheiden, müssten sich ständig rechtfertigen.
Erschreckend sei, welches Bild von Vätern und Müttern in Deutschland kolportiert wird, kritisierte Bär: „Man stellt sie unter Generalverdacht.“ So werde als Argument gegen ein Betreuungsgeld immer wieder ins Feld geführt, dass Eltern dieses Geld in Alkohol, Zigaretten oder Flachbildschirme investieren könnten. Dies zeugt nach Ansicht der christlich-sozialen Politikerin von einem fatalen gesellschaftlichen Klima. Bisweilen komme sogar der Verdacht auf, dass Krippen vor allem deshalb eingerichtet werden, um Kinder vor ihren Eltern zu schützen. Geschürt werde schließlich unter Eltern die Angst, dass ihr Kind später Bildungsnachteile hat, wird es nicht früh schon in Krippen erzogen.
Für die langjährig in der CSU aktive Politologin, die selbst zwei Töchter hat, ist besonders „erschreckend“, wie gering der Kinderwunsch in Deutschland ist. Dass laut einer Umfrage 17 Prozent der potenziellen Väter und Mütter glauben, ein Leben ohne Kinder wäre für sie besser als eine Familie, wurde denn auch am Ende des Vortrags im Kolping-Forum von den Teilnehmern der Veranstaltung lebhaft diskutiert.

Peter Langer