Noch bessere Vorbereitung auf den Beruf - Spatenstich für Adolph-Kolping-Berufsschule

18.10.2010 | Bad Neustadt - Die stillen Hauptschüler tragen das größte Risiko: „Sie fallen nicht auf und keiner merkt, dass sie eine besondere Unterstützung bräuchten“, sagt Ulrike Albrecht-Schüler. Der Förderbedarf dieser Jugendlichen wird oft erst in der von ihr geleiteten Adolph-Kolping-Berufsschule in Schweinfurt mit Nebenstelle in Bad Neustadt entdeckt. Hier lernen Schulabgänger im Vorfeld einer Ausbildung diverse Berufsfelder kennen.

Ab 2012 wird dies in Bad Neustadt unter deutlich besseren Bedingungen geschehen. Am 15. Oktober war in der Bad Neustadter Kolpingstraße 18 Spatenstich für das 3,8 Millionen Euro teure Neubauprojekt, mit dem Kolping Mainfranken signalisiert: Wir verstehen uns als Lobby für benachteiligte Jugendliche aus ganz Unterfranken. Durchschnittlich 70 junge Menschen werden in Bad Neustadt auf einen Beruf vorbereitet. Einige durchliefen die Hauptschule, ohne einen Schulabschluss zu schaffen. Dass sie eine spezielle Förderung nötig gehabt hätten, wurde zum Teil nicht erkannt.
Derzeit wird in Bad Neustadt an fünf Standorten unterrichtet. Unter anderem ist die Adolph-Kolping-Berufsschule in der Fachoberschule untergebracht. Die jedoch platzt aus allen Nähten und benötigt die von Kolping belegten Räume baldmöglichst selbst.
Das permanente Hin und Her zwischen den einzelnen Gebäuden erschwert, was laut Albrecht-Schüler so wichtig wäre: Ein Gefühl der Identität und des Zusammenhalts der in Bad Neustadt Lehrenden und Lernenden. Bis Ende 2012 hoffen sie und Außenstellenleiter Erich Renner, in das neue Schulgebäude einziehen zu können.

 

Nach dem Umzug und dem Wegfall der Wege zwischen den einzelnen Standorten werden die zehn Lehrerinnen und Lehrer Renner zufolge deutlich mehr Zeit haben für die sozial benachteiligten und oft auch psychisch beeinträchtigten jungen Leute. Das ist wichtig, geht es doch in der Adolph-Kolping-Berufsschule nicht allein darum, jungen Menschen die Basics von Holz-, Metall-, Maler-, Bau- und Ernährungsberufen nahe zu bringen. Die Schüler brauchen gleichermaßen Bezugspersonen, die offen sind für ihre Sorgen und Mut machen auf dem nicht leichten Weg in einen immer anspruchsvolleren Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.
Mut benötigte auch Kolping Mainfranken, um das dreigeschossige Bauprojekt anzustoßen, erklärte Kurt Mauer, stellvertretender Landrat von Rhön-Grabfeld. Immerhin geht der Verband mit 1,8 Millionen Euro in Vorleistung. Dass der zur Refinanzierung verpflichtete Freistaat dem Schulträger dies zumutet, stehe ihm „alles andere als gut zu Gesicht“, ergänzte Bad Neustadts Bürgermeister Bruno Altrichter. Der Staat zwinge private Träger und Kommunen dazu, sich zu verschulden, um selbst haushaltsmäßig besser dazustehen.
Kritische Worte fand auch Axel Möller, Geschäftsführer von Kolping Mainfranken, im Vorfeld des Spatenstichs. Welch volkswirtschaftlich hohe Bedeutung Bildung und Qualifizierung zukommen, werde politisch noch immer nicht erkannt: „Sonst gäbe es aktuell keine Kürzung der Mittel zur Förderung von benachteiligten Jugendlichen und arbeitslosen Erwachsenen.“ In welchem Maße es sich bei Aussagen wie: „Keiner darf verloren gehen!“ um Sonntagsreden handelt, zeigt laut Möller auch der ständige Kampf privater Schulträger um langfristig gesicherte, auskömmliche Mittelzuweisungen zur Finanzierung des Personals.
Gebaut wird das laut Architekt Helmut Stahl mit modernster Energietechnik ausgestattete, barrierefreie Gebäude auf einem rund 1.400 Quadratmeter großen Grundstück, das die Kolping-Stiftung Würzburg den Salesianern abgekauft und der Kolping-Schulwerk GmbH überlassen hat. Inklusive Pausenhof werden Schüler und Lehrer in rund zwei Jahren eine Nutzfläche von über 1.300 Quadratmetern zur Verfügung haben. Der neue Schulbau befindet sich in direkter Nachbarschaft des Christlichen Bildungswerks (CBW) Bad Neustadt, was wertvolle Synergieeffekte mit sich bringt.

Ines Henneberger